Ende 2021 saß ich mit Kerstin im Garten und haben unsere Kinder dabei beobachtet, wie sie ganz ungezwungen Deutsch gesprochen haben. Wir waren ganz beseelt, denn es fühlte sich an, als wäre es das Normalste der Welt, dass die Kinder hier im fernen Neuseeland miteinander deutsch sprechen. Eigentlich schon super.
Aber klar, wir stecken in die Bilingualität unserer Kinder ja ordentlich Zeit, Geld und vor allem Nerven rein. Dann reden wir darüber, wie die Kinder Deutsch als Familiensprache kennen, und kommen drauf wie großartig es wäre, wenn wir diese Gartensituation länger hätten und das mit mehreren Kindern, wie so ein Sprachencamp oder Ferienlager machen könnten.
Und so war die Idee geboren.
Weil wir gerade in Apiti waren, haben wir uns das naheliegendste angeschaut: Sixtus Lodge
Da wurden wir auch gleich von sehr freundlichen Nonnen in Empfang genommen. Tini war ganz blass und still. Da war klar: Kommunikation macht Kerstin.
Da Gelände war ein Traum. Der Rest: rustikal – Außenklos und Duschen aus den 60er Jahren, eine kleine Halle, die gleichzeitig Wohnzimmer, Spielecke und Esszimmer ist … und die Schlafsäle absolut irre. 2 große Säle mit jeweils 20 klapprigen Metall Doppelstockbetten pro Saal. Herrlich sagen die Kinder, naja das wird Chaos sagen die Muddis.
Die Küche war ungefähr so groß wie meine kleine Küche zuhause, mit einem so nervigen Spiralheizding- Herd, dafür aber ohne Geschirrspüler. Aber egal, alles bloß keine Sausage Rolls, Pommes und Mini Pies : Küchenteam und Orga Teams stehen!
Also alles super, aber was sollten die Kinder denn machen? Der Bibelkreis, wie von den Nonnen vorgeschlagen, kam ja nun nicht in Frage… Also, was tun? Es gibt ja Pferde nebenan, und wer kann reiten? Wer hat ordentlich Pep im Hintern, richtig Bock drauf und ist für jeden Quatsch zu haben? Natürlich die wunderbaren Silke und was tun, wenn Silke reiten ist, wer ist genau so toll, hat ordentlich Pep im Hintern, richtig Bock drauf und ist für jeden Quatsch zu haben? Die wundervolle Kat. Tadaa: Das Aktivitäten Team steht.
Die ersten Teilnehmer waren befreundete Familien aus dem Kreis der deutschen Sprachschule Wellington und der Spielgruppe. Alle 27 Leute, die 2022 in Apiti dabei waren, wissen, dass es wirklich einzigartig war. Die Stimmung, die Kinder, das Wetter, das Essen, die Leute. Alle hatten Schlafmangel, waren K.o., hatten Schwielen vom Abwaschen und die Kinder? Die wollten noch eine Woche dranhängen. Also es war klar, nächstes Jahr geht es wieder los….
Die Planung für das zweite Camp in Foxton 2023 haben wir gleich schon in Apiti angefangen.
Wo wollten wir hin? Was sollten wir anders machen? Wie rustikal darf es sein? Wer sollte mitkommen und wollen wir vielleicht versuchen auch Familien mitzunehmen, die wir gar nicht kennen? Es wäre ja schön, die Community zusammenzubringen, aber was, wenn sie nur rummeckern? Jetzt war uns klar, dass wir wirklich ein Sprachcamp aufbauen wollen, was sich an die Familien richtet, die zu Hause auch deutsch sprechen.
Also los ging: Aufruf starten, Kontaktlisten erstellen, Facebook aufbauen, digitaler Info Abend, na dann Prost!
Eine super Unterkunft hatten wir gleich…. Aber dann hat Cyclone Gabriel alles verwüstet, wir brauchen was Neues, und das 8 Wochen bevor es losgeht!
Also rein hauen in die Tasten, Telefonhörer glühen lassen, Tadaa, wir fahren ins Foxton Bibel Camp Also rein ins Auto : Vorkommando, Ortsbesichtigung, Juhu rufen, es ist perfekt.
Uns als Organisatorinnen kam Foxton Camp wie eine Luxusherberge vor. Ein eigenes Zimmer, wenn auch ohne Tür und dann ein eigener Essensraum, und eine Leseecke, sogar ein extra Wohnzimmer, wenn auch ohne Teppich und Möbel… Und die Küche: wie im Restaurant. Toll!
Das Aktivitäten Team hat sich selbst übertroffen. Kinderdisco- Schnitzeljagd- Basteln – Sport – Spiele – Strand -Kino- Mühle- Witze – Show- Gute Nacht Geschichten und Kerstin backt jeden Tag frisches Brot, Wahnsinn.
Die deutsche Ferienfreizeit 2023 war für die 56 Teilnehmer ein wunderbares Erlebnis und es war klar, wir sollten weitermachen. Nur wie, in welcher Form, was sollte beim nächsten anders sein?
Diesmal sollte aber die Planung nicht nur von uns ausgehen, wir brauchten Feedback von den Teilnehmern und das kam auch, zum Glück, fast nur Positives! Wir haben bemerkt, dass die Altersstufen zu stark variieren, um ein Rundum-sorglos- Programm zu haben. Also wer ist ein Organisations- Superstar, kann gut mit Kindern, ist immer engagiert, hilfsbereit und hat Lust auf Neues? Birte und Franzi, willkommen im Orga Team 2024 !
Wo geht’s hin, was brauchen wir? Also wieder rein ins Auto Tiki Tour zum Orte erkunden….
Als wir im Highland Camp ankamen, habe ich zu Kerstin gesagt, hier können wir nicht hin, die Kinder werden zu verwöhnt, das ist ja gar kein Abenteuer mehr: alles ist da, nichts fehlt, es ist ja irre komfortable. Es sieht ja aus, wie ein professioneller Anbieter für Kindercamps und nicht wie als hätten ein paar Muddies vor ein paar Jahren mal die Idee gehabt, deutschsprachige Kids zusammen zubringen…Aber alles Unfug, es war mit 85 Teilnehmern und einem größeren Orga Team einfach ein ganz besonderes Erlebnis.




Und jetzt geht’s 2025 auf ins nächste Camp, diesmal wieder anders!
Es wird nicht mehr Ferienfreizeit heißen, sondern Erlebniswoche. Mit zahlreichen Aktivitäten richtet sich die deutschsprachige Erlebniswoche nun wirklich nur noch an Familien mit Kindern, die Deutsch als Alltagssprache nutzen.
Es ist unser absolutes Herzensprojekt, und wenn wir sagen, dass nur deutschsprachige Kinder mitkommen können, heißt das nicht, dass wir andere Kinder nicht mögen, oder andere Kinder nicht bei allen anderen Veranstaltungen herzlichst willkommen sind.
Es tut mir persönlich von Herzen leid, Familien wegen den Sprachfähigkeiten nicht mitnehmen zu können. Aber wir wissen auch, dass die deutschsprachigen Kinder, nur einmal im Jahr die Möglichkeit haben, im Sprachbad eine Mini-Deutschlandreise zu erleben, wenn wirklich alle auf dem gleichen Sprachniveau sind.
Warum fragen manche und ist es nicht elitär, nur deutsch sprachige mitzunehmen?
Nein sage ich da, denn am Ende ist es so wie im Garten 2021: Es ist für die Kinder nur dann das Normalste der Welt, hier im fernen Neuseeland, deutsch miteinander zu sprechen, wenn es alle Kinder machen.
Tini